Sünden-rein-fall im Paradies


La Isla Saona



Meinen 40. Geburtstag wollte ich gern in der Sonne und an einem besonderen Ort feiern. Da kommt die Insel "Isla Saona"* im Süden der RD gerade recht:

(Quelle: Eigenes Werk, Alexrk2/Wikipedia/**)


Traumhaft schön soll sie sein - so die Erzählungen - ganz der Bacardi- und Bountywerbung entsprungen. Gut, warum also nicht?

Da die Zeit knapp war und ich nichts mehr organisieren konnte, habe ich - entgegen meiner Gewohnheit - bei einer der örtlichen Ausflugskobereien für mich und meine Liebste zwei - horch! - all-inclusive Tickets für einen Tagesausflug erstanden.

Einschub: Ich habe bei den Preisverhandlungen sofort einen Preis um 30% unter Liste angesetzt, was aber nur ein verhältnismäßig verhaltenes Aufjaulen und Gezeter des Verkäufers zur Folge hatte. Also nicht tief genug. Geeinigt haben wir uns dann auf 20% Rabatt + 1 Flasche Mamajuana (örtlicher Rumaufsatz mit angeblicher Potenzsteigerungswirkung).


Am 12.02. geht es dann morgens los und zwar schon um 07:30 vom Park in Boca Chica. Mit dabei sind eine Horde italienischer Touristen, einige Russinnen und ein paar verstreute Norddeutsche. Die Teilnehmer sind noch nüchtern, immerhin fehlen aber 11 zahlende Gäste, die am Abend vorher etwas zu tief in ihre Gläser geschaut haben sollen.


Mit dem Bus fahren wir gen Osten über San Pedro, natürlich mit Zwangsstop an einem - auch bezüglich seiner Preise - äußerst fantasievollen Touristenramschladen.






(Quelle: Eigenes Werk, Alexrk2/Wikipedia/*)










Weiter geht's nach La Romana und dann zum hübschen Örtchen Bayahibe an der Südostküste:








In Bayahibe gefällt's mir



Kanone von Captain Kidd's "Cara Merchant",
deren Wrack hier in der Nähe liegt















Dort heißt es dann: Schuhe aus und rauf auf einen Katamaran, der uns zur Insel bringen soll.







Auf dem Boot beginnt dann der gesellige Teil, nach hiesiger Lesart also freier Billigrumausschank und Tanzanimation.




Ganz nett: An Bord hat noch jemand Geburtstag, nämlich ein 10-jähriger Junge aus Spanien. Hätte nur gefehlt, dass er "Tim" oder so heißt - war aber nicht.


Schließlich nähern wir uns nach ca. anderthalb Stunden der Insel***:




Toll sieht's aus, eigentlich ganz so, wie ich es mir ausgemalt hatte:






Auf der Insel dann Chillen, weiter Gratis-Rum saufen, Tanzen, Plantschen und Volleyball. Ich verdrücke mich mit der Liebsten an einen unberührteren Abschnitt, um dort ein paar Fotos zu machen (und die Ruhe zu genießen).



Meinem besseren Ich gefällt's auch



Anschließend gibt's ein Buffet - italienisch-dominikanisch - und weiter Rum, Rum, Rum. Die Gäste sind auch bereits merklich ausgelassener geworden.

Gäste sind abgefüllt - Zeit für ein Nickerchen

Unvermeidlich auch hier:
Souvenir-Direktvertrieb am Strand


Dann nach ein paar Stunden geht's zurück und zwar per Speed-boat. Pech für mich: Ich trödele und gelange so zwangsweise in den Besoffenen-Kahn, gefüllt mit italienischen Herren auf der Suche nach Damengesellschaft und russischen Damen auf der Suche nach Herrenbegleitung.

Die Barkasse der Verdammten wartet auf mich ...

Gemäß der Genfer Besoffenenkonvention erfolgt sodann das Absingen/ -lallen von 3 Liedern zu je 4 Strophen im Minutentakt, wobei der Einsinger etwa 150 kg wiegt, ein entsprechendes Organ hat und ausgerechnet neben mir sitzt. Da Neptun meine Gebete nicht erhört (den Einsinger oder - von mir aus auch das ganze Boot - von einem riesigen Fisch verschlucken zu lassen), bleibt zur Vermeidung eines Hörsturzes nur, mir Taschentuchstücke in die Ohren zu stecken. Dazu höre ich bis heute in meine Träume die Russin auf der anderen Seite ununterbrochen mit Verona-Schrillstimme krähen (phon.): "Sprzzkghjsh, skprzzhij, krzzfhnjj (...) ... rrrrasssian fedderrreschenn!!!". Dagegen wirkt das vertraute Genörgel der deutschen Gäste richtig gehend erholsam.

Zu allem Überfluss stoppt die Hochgeschwindigkeit des Bootes den Singsang nur kurzzeitig, denn wir halten an der "piscina natural" ("natürliches Schwimmbad"), einer Stelle im Meer, in der das Wasser nur hüfthoch ist und man herrlich verweilen kann (könnte).

Natürlich gibt's auch dort - obwohl die Teilnehmer sichtlich mehr als genug intus haben - weiter Cola-Rum ...


Zurück in Bayahibe haben sich die örtlichen Touristenhäscher bereits in den Hinterhalt gelegt und verlangen auf einmal Dollar- statt Pesopreise. Die Umrechnung erfolgt dabei selbstverständlich anhand des Maya-Mondkalenders.

organisierte Individualreisen in der Gruppe





Schließlich gelangen wir mit dem Bus zurück nach BC und ich fühle mich wie halbe achtzig.


Insgesamt trotzdem ein schöner Geburtstagsausflug, den man aber sicher noch anders hätte gestalten können. Und die Moral von der Geschicht': Der liebe Leser überlege, was er will, wenn er La Isla Saona besucht. Will er mit Freunden ohne Kostendruck am Traumstrand trinken bis der Arzt kommt, buche er eine all-inclusive Tour. Möchte er das Land entdecken, die Natur genießen und sucht Entspannung, fahre er vorzugsweise per Guagua (Bus) nach Bayahibe und buche dort am Hafen eine eigene Überfahrt.



_____________
* Den Namen gab der Insel Christoph Kolumbus, der sie im Mai 1494 auf seiner zweiten Amerikareise als erster betrat. 
   Namenspate stand Savona/ Italien, das die Heimatstadt seines Begleiters und Steuermannes Michele da Cuneo war, der 
   auch erster Gouveneur von Saona wurde.

** Weitere Quellen: SRTM3, ETOPO1, VMAP0, http://www.one.gob.do
    http://lib.utexas.edu/maps/dominican_republic.html

*** So stelle ich mir vor, dass Kolumbus Hispaniola das erste Mal gesehen haben muss. 
    Zur Untermalung für diejenigen, die Fußnoten lesen und dabei Interessantes entdecken, siehe auch hier (ab 00:55): 
    Anfahrt Hispaniola (Civ Revolution, Intro) - Nebenbei: Es gibt (wohl wissenschaftliche) Kreise die davon ausgehen, 
    dass es zu Kolumbus' Zeiten noch gar keine Palmen auf Hispaniola gab.




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