Santo Domingo's neue U-Bahn-Linie im Test
Kürzlich wurde in Santo Domingo ("la capital") eine neue Metro-Linie Ost-West eingeweiht. Ein schönes Prestigeobjekt, das die chronische Verkehrsüberlastung der Stadt mildern soll. Grund genug, mir endlich einmal die Metro anzusehen.
Zur Erinnerung, Santo Domingo liegt hier:
In der Hauptstadt angekommen prunkt auch bereits eine der neu gebauten, chicen Stationen - hier: Station Cnel. Rafael T. Fernández Domínguez** - auf:
In der Hauptstadt angekommen prunkt auch bereits eine der neu gebauten, chicen Stationen - hier: Station Cnel. Rafael T. Fernández Domínguez** - auf:
Drinnen wird sie - wie die gesamte Metro - gut und reichlich bewacht. Jeder Schritt vom Wege wird von einem Wachmann sogleich korrigiert, wobei zudem Fotos mitunter ungern gesehen scheinen:
Alles wirkt herrlich sauber und geordnet, gerade im Kontrast zu dem üblichen Straßenbild:
... immerhin aber aus gutem Grunde, denn die Station ist noch gar nicht fertig und betriebsbereit (!).
Jedoch hinterlässt mich die Frage, wie diese neue Linie denn dann schon "eröffnet" werden konnte, doch etwas nachdenklich.
In dominikanischer Stoa entschließe ich mich, dann halt' nicht Ost-West, sondern einfach die Linie Nord-Süd zu testen. Dazu fahre ich mit einem Bekannten mit den üblichen Transportmitteln durch die verstopften Straßen zur Station Joaquín Balaguer*** in der Nähe der Uni UTESA:
Auch dort ist alles (untypisch) gut organisiert und sauber. Eine Fahrkarte quer durch die Stadt ist spottbillig und kostet nur 20 Pesos, also ca. 40 Cent. Ich bin sicher, dass das nur mit Hilfe von Zauberei oder Subventionen möglich ist:
Wir fahren in den Norden in Richtung der Endstation Mamá Tingó.
Am Rande: Der Name Mamá Tingó soll (vereinfacht) herrühren von einer Dame, auf deren Land es der ehemalige Diktator Trujillo abgesehen hatte. Mutig, wenngleich taktisch doch etwas unklug, widersetzte sich die Mamá wohl den Wünschen des bekanntermaßen wenig konzilianten Diktators, der sie daraufhin vom Militär umbringen ließ.
In und an der Bahn ist es voller als von mir erwartet und es erinnert im Verhältnis an vermutlich jede andere Metro der Welt auch:
Während der schnellen und komfortablen Fahrt sieht man SD viel von oben, eine Perspektive die sich angenehm von der üblichen Ameisensicht auf der Straße abhebt. Ein interessantes Erlebnis, das zudem zeigt, wie groß die 4-Millionen-Metropole wirklich ist.
Angekommen an der Endstation pfeift mich abermals ein Wachmann an, mich aus der Station zu entfernen, wo ich noch Fotos machen will. Mein Reaktionstipp: Erst mal taub stellen und weiter machen (hat nix genutzt), dann freundlich reagieren, etwas schwatzen und die gute Arbeit loben. Das fruchtet schließlich und führt dazu, dass der Wachmann mich fotografieren lässt, uns schulterklopfend verabschiedet und noch dazu seinen Kollegen auf der anderen Seite anweist, seine neuen "amigos" gratis zurück fahren zu lassen. Freundlichkeit à la dominicana - eine herrliche Geste, nicht?
Vielleicht ein kleines Fazit: Eine (funktionierende) Metro scheint mir eine gute Idee für SD. Außerdem ist sehr schön sichtbar, wie sich ein Land ungeachtet vieler Probleme doch in die Zukunft auf machen kann. ¡Sigue así, Santo Domingo, y manos a la obra!****
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* Weitere Quellen: SRTM3, ETOPO1, VMAP0, http://www.one.gob.do,
http://lib.utexas.edu/maps/dominican_republic.html
** Dominikanischer General, geachteter Nationalheld und Demokrat
*** Eine sehr interessante Figur der dominikanischen Geschichte: Erst getreuer Gefolgsmann des Diktators Trujillo,
dann nach dessen gewaltsamer Absetzung etwas in der Versenkung verschwunden, danach mit militärischer Hilfe
schließlich selbst Präsident der RD mit 7 (!) Amtszeiten, wobei er sich der letzten Wahl im Alter von 88 Jahren (!)
bereits erblindet stellte. Soll dazu ein Schöngeist gewesen sein.
**** "Weiter so, Santo Domingo, und Hände ans Werk!"
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