Da ist Musik drin!


Musik in der Dominikanischen Republik




In der RD ist die musikalische Unterhaltung ein Thema - und zwar ein wichtiges, allgegenwärtiges und ... lautes.

Zugleich aber auch ein wunderschönes, ist die Musik doch auch Teil des unnachahmlichen Lebensgefühls: Sei es, dass eine Verkäuferin im supermercado beim Verkaufen einen aktuellen Hit trällert, abends am colmado ein älteres Ehepaar plötzlich das Tanzbein schwingt oder ein Reklame-Pickup mit aufgeschnallten Disko-Standlautsprechern die Straßen mit gefühlten 10.000 Watt beschallt.


Es herrschen vor einheimische Stücke der Richtungen Salsa, Bachata, Merengue und Reggaeton/ Dembow.

Hier einige Beispiele, die mir in 2012 sehr gut gefallen haben:



Yiyo Sarante - La Maldita Primavera ("Der verfluchte Frühling")

      David Kada - Estos Celos ("Diese Eifersucht")

                Sexappeal - A Escondida ("Eine Verborgene")





Bachata ist wahrscheinlich das dominikanische Gegenstück zum deutschen Schlager und kommt oft zuckersüß, schmachtend und mit schnulzigen Texten daher.


 

     Romeo Santos, llévame contigo ("Nimm' mich mit")
     - Einer der gefeiertsten modernen Bachateros in der RD

              Ramon Torres - Tus Cartas Llegan
                   ("Deine Briefe kommen")



Hier was Uralt-Bachata, der mir persönlich gut gefällt. Von jüngeren Dominikanern höre ich, dass ihre Omas das auch gehört hätten. Ach herrje ...




     Marino Perez - Ay Morena, Ay Bendito
       ("Oh Braune, oh Gesegneter")

                  Rafael Encarnacion - Muero Contigo
                        ("Mit Dir sterbend")






Merengue ist ein eingängiger, manchmal sehr schneller Tanz und eine Art nationales Kulturgut der RD. Die traditionellere Variante "Merengue típico" finde ich weniger spannend.



                                 Merengue Dominicano Mix 2012

                                   Dom. Musikantenstadl: Merengue típico


Auch wenn sogar die jungen Dominikaner musikalisch sehr traditionsbewusst erscheinen und den übliche Mix von Bachata, Merengue und Salsa schätzen, so haben sie doch auch "ihren" eigenen Musikstil, wie wohl die Jugend fast überall auf der Welt. In der RD übernehmen die Rolle des Eltern-Schockers die Stile Dembow und Reggaeton*, die etwa mit dem Gangsta-Rap der USA zu vergleichen sein dürften.

Für junge Ohren haben beide eingängige Rhythmen und sind schnell gesungen wie ein Sprechgesang. Die Texte sind hart, härter am härtesten und handeln vielfach von Gewalt, Drogen, Sex ... und das alles nicht zu knapp. Verwunderlich ist, dass der offen sexistische Grundton vieler Stücke die DominikanerInnen nicht davon abhält, dazu zu tanzen und mitzusingen. Na, ja. Da verwundert es auch nicht weiter, dass der Tanz mitunter an die Vereinigung von Mann&Frau a-tergo erinnert (wg. Jugendschutz kein link).


     El Chuape - Ponme To Eso Palante
     (Mein zuerst gehörtes Lied in der RD)

                 Vakero - Alcoholico
                 (Ein - oha! - sozialkritischer Song über einen Alkoholiker, der das Leid und Elend    
                       der - gar nicht so seltenen - Säufer in der RD eindrucksvoll darstellt)



Diverses


Auf diesen Stücken hat sich eine dezente Staubschicht gebildet, trotzdem mag ich auch diese Lieder. Dem Herzen lässt sich nunmal nicht befehlen.


     Rodolfo y Su Tipico - Tabaco y Ron ("Tabak und Rum")

                     Joe Veras - Dime Que Paso ("Sag' mir, was geschah")




Die Musik kommt in der RD auf sehr unterschiedlichen Wegen zum Hörer. Da gibt es die zum Einen die oben angeführten Möglichkeiten, also aus Beschallung in Geschäften, von Autos oder Ghettoblastern.

Weiter kann man sie kaufen. Das geht als "original" (selten) oder als "version économica", die fliegende Händler auf der Straße feilbieten (häufig). Diese CDs kommen zumeist in einer dünnen Plastikfolie, sind unbeschriftet und haben ein farbgedrucktes Papiercover. Manche würden auch Raubkopie dazu sagen.

Auf frischer Tat ertappt! Eine version économica stellt sich zum Kauf


So ein Schätzchen kostet, je nach Feilschkünsten, zwischen 30 und 50 Pesos (ca. 60 Cent bis 1 Euro) und beinhaltet zumeist 20 Lieder, im Falle von MP3-Kompilations auch mal mehr. Der umsichtige Käufer betrachtet die CDs vorher oder hört, wenn möglich, am nächsten Colmado Probe, denn er möchte sicher stellen, dass ihm nicht einfach eine zwar hübsche, aber unbespielte Leer-CD mit Farbcover angedreht wird.



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Update:

Klarer Fall für den Kammerjäger! Hier gibt's dauernd neue Ohrwürmer:


          Salsa 1974: Celia y Johnny - Dime Si Llegue A Tiempo


      Le Dio Pa Mi - Clasion


                 Michel - Colgando En Tus Manos (ganz herrliches Salsa-Duett**)


                            El Pollito Pio (mal kein Salsa; man muss es hören, 
                                                        um es zu glauben)


Ich bin doch Salsa-lastig (aber unschuldig):

            Direkt aus dem Kreissaal:  Cuco Valoy - Nació Varón

      Gruß aus Kolumbien: Grupo Niche - Lo Bonito Y Lo Feo (ganz wunderbar 
                                                                                                    eingängig)



Überhaupt scheint sich derzeit der Salsa in der RD an zu schicken, den Merengue fast zu verdrängen und selbst Bachata scheint zweitrangig (persönliches Empfinden anhand der außerhalb zu hörenden Musik). Mag aber sein, dass dies vor allem für den Süden in Hauptstadtnähe gilt. Im Norden höre ich doch noch eher Merengue (típico).


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* (zusammengefasst als "musica urbana"/ "städtische Musik" bezeichnet - vermutlich in Abgrenzung zur als alt/ verstaubt 
    angesehenen Musik des "campo"/ "vom Lande" = typische Musik wie Merengue).

** So können wohl nur Südamerikaner: Man achte auf die überzarten, schnulzigen Texte und das Herzblut: "Mein Herz 
     ist gefangen/ verstrickt in Deinen Händen ...".


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