Die Leichtigkeit des Insel-Seins


Zauberhafte Kleinigkeiten des Lebens in der RD



Die RD ist meiner Ansicht nach kein Paradies, zumindest nicht jeden Tag. Es gibt viele Erschwernisse, Unwägbar- und Lästigkeiten, von denen manche schon an geklungen sind und die manchem Mitteleuropäer schlicht unannehmbar erscheinen dürften. Was aber mag einen dann fesseln? Für mich sind es neben den großen, offensichtlichen Dingen - zB schönes Wetter, tolle Natur und Strände - aber gerade die Menschen mit ihren Kleinigkeiten und Geschichtchen des Alltags, die einen Ausgleich für die Fährnisse schaffen und mich immer wieder neu in ihren Bann ziehen.

Einige dieser "Kleinigkeiten am Wegesrand" fließen ja immer wieder in die Posts ein*, andere passen für mein Empfinden nie recht hinein. Genau diese möchte ich daher in dieser Kategorie einmal ungeordnet vorstellen und so das Bild der RD abrunden. Viel davon hat mit Ausdruck einer mir aus Europa unbekannten Unbeschwertheit sowie Tanzen und Singen zu tun. Anderes ist dagegen einfach unerwartet pragmatisch, hilfsbereit oder lustig. Schauen Sie selbst:

So eröffnet beispielsweise die Burgerkette "Johnny Rockets" in Santo Domingo am Morgen**:


Man stelle sich einmal vor, eine solche Morgenzeremonie bei 
einer bekannten Burgerkette in der Filiale Wuppertal-Elberfeld 
ein führen zu wollen ...


Oder: Eingeladen bei einer Bekannten schaue ich nach dem Essen zu, mit wie viel guter Laune sie danach - singend! - den Abwasch macht (Mein Angebot, selbst mit ab zu waschen wird von ihr und ihrem Bruder als völlig inakzeptabel unmännlich ab gelehnt):


Habe ich in Deutschland so bisher eher selten bis nie gesehen ...


Hier tanzt ein im Ruhestand befindlicher Polizeioberst, 67 Jahre, an einem Colmado in San Juan de Maguana, einfach aus Lust und Laune und weil ihm die Musik ins Blut geht:



An einem Colmado in Boca Chica wiederum juckt den Einpackhelfer während der Arbeit das Tanzbein, was weder Chef noch Kunden irgendwie stört:


(Die Aufnahme ist ungestellt, er sieht lediglich, dass ich ihn 
filme - zuvor tanzte er gleichermaßen)

Am Rande dazu: Es gibt hier im Fernsehen regelmäßig Tanzwettbewerbe. Für meine Augen sind alle teilnehmenden Paare reif für die Weltmeisterschaft. Die Dominikaner sind aber natürlich viel versierter und daher unglaublich kritisch. Kleinste Fehler (die ich oft gar nicht sehe) werden aus gebuht und verlacht. Stellen Sie sich da mal vor, wie ich mich als Tanzanfänger fühle, wenn ich mit einer Dame tanze, die 25 Jahre Übung in Bachata und Merengue hat. Ich möchte da am liebsten immer eine alte Kriegsverletzung am Bein vor schützen ...


Überhaupt scheint mir, dass hier selbst die Kleinsten eher tanzen als laufen können:





In Sánchez/Samaná wiederum wechseln sich zwei nebeneinander liegende Geschäfte ("Tiendas") mit der Straßenmusikbeschallung ab - einmal, um Strom zu sparen, andererseits aus Gründen der Achtung der Konkurrenz und der Schonung des lyrischen Ohres der Passanten. So sieht das praktisch aus:

Tienda 1 (orange):


(Man beachte auch die entspannten Verkäufer in den blauen Hemden)


Tienda 2 (hellgrün):


(Den zu hörenden fiesen Gangster-Reggaeton aus dominikanisch-puertorico'scher 
Co-Produktion kenne ich: PAO PAO PAO - REDIMI2 FEAT. VICO C - man schaue 
mal das Video und denke an den Post "Da ist Musik drin!" - hier)


In einem Café der Duarte in Boca Chica wiederum verleitet die mexikanische Sängerin Ana Gabriel mit einem ihrer Schmachthits die Bedienung zum hingebungsvollen Mitsingen:


(Die Verlegenheitsgesten rühren von der Kamera her, als 
sie diese entdeckt)


Noch eine Szene aus dem Guagua: Eine Bekannte und ich sind Zeuge, wie einer anderen Dame die 40 Peso für die Fahrt fehlen. Wie das hier aber so ist, hat sie dieser - gewiss nicht völlig unerwartet ein getretene - Umstand nicht am Einsteigen und Mitfahren gehindert. Der Cobrador ist verständlicherweise "not amused" und will sie alsbald aus dem Guagua werfen. Also sammeln die Umsitzenden, völlig Unbekannten, ihr Kleingeld zusammen, um für die Dame zu bezahlen, wobei meine Bekannte wirklich und wahrhaftig ihre (wörtlich!) letzten 10 Peso aus dem Portemonnaie gibt***. Das ist gewiss nicht immer üblich, aber ich sehe doch regelmäßig diese und andere Arten gelebter Nächstenliebe.


Finger gestaucht und kein Geld für den Arzt? Kein Problem - gewusst wie.

Oder im Park: Eine studierende Bekannte (ich habe offenbar viele) und ich sitzen im Park in Santo Domingo und genießen den Nachmittag. Es kommt eine andere, unbekannte Studentin und bietet uns dubiose Billig-Kosmetik aus China zum Kauf an, womit sie nach ihren Angaben ihr Studium finanziert. Ich brauche von dem Zeugs nichts und kaufe daher auch nichts. Meine Bekannte, auch nicht eben betucht, ersteht aber gleich zwei der komischen Sets. Danach frage ich sie, ob sie denn diese Artikel brauchen könne. Sie sagt: "Nein, überhaupt nicht", erklärt aber, dass sie einfach gern anderen Studenten helfe. Diese Einstellung finde ich sehr sympathisch, so dass ich mir meinen Tipp, der Studentin einfach 50 Pesos zu schenken und ihr den unnützen Kosmetik-Kram (den man ja anschließend rum schleppen muss) zu lassen, verkneife.


Schließlich finde ich auch oft sehr hübsch, wie man sich an spricht. Zwar werden Ältere zumeist höflich gesiezt und mit "Usted" ("Sie") und "Señor/ Señora" ("Herr/ Frau") an gesprochen, aber eine jugendliche Person - deren Namen man nicht kennt oder erinnert - kann man ohne Weiteres duzen und mit "Joven" ("Bursche/ Jüngling") oder "Muchacho/-a" ("Junge/Mädchen") ansprechen. Das in Deutschland verpönte "Fräulein" - span.: "Señorita" - kann man, wenn ungefähr passend, ebenfalls noch verwenden.


Jemand Dickes kann bei guter Laune "Gordito" ("Dickerchen") oder auch scherzhaft als "Flacito" ("Dünnerchen") genannt werden****. Beides wird (meist) nicht als Beleidigung auf gefasst, auch wenn mir das immer noch nicht recht von den Lippen geht.

Jemand braunhäutiges ruft man im Alltag auf der Straße ohne Zucken "Moreno" ("Brauner") oder als Allersweltname "Juan" oder "Maria" - selbst, wenn man keine Ahnung hat, wie der Betreffende wirklich heißt. Gerne stapelt man auch hoch und spricht eine Frau mit "Dueña" ("Herrin/ Gebieterin") oder jeden noch so einfachen Polizisten mit "Comandante" ("Kommandeur/ Major") an, was durchweg wohl wollend auf genommen wird. Kennt man jemanden länger als 5 Minuten, kann man ihn auch "Hermano" ("Bruder") oder schlicht "Amigo" ("Freund") nennen. Mitunter rufen auch frechere Männer ausladend gebauten Damen ihres Geschmackes "¡Abusadora!" hinterher, was wörtlich wohl soviel "ausfallend/ ausladend" heißt, im Kontext aber ein anzügliches Kompliment ist.

Ich hingegen werde zumeist "Rubio" ("Blonder/ Heller"), "Americano" ("Amerikaner") oder schlicht "Gringo" ("Ausländer")*5* gerufen. Klar, für ein dominikanisches Auge sehen alle "Weißen" zunächst ebenso gleich aus, wie für ungeübte Europäer alle braunen Dominikaner. Auch sind so feine Unterscheidungen wie "Amerikaner oder Europäer" natürlich weitgehend unbekannt. Für mich ist das völlig ok, denn könnte man in Europa gemeinhin einen Dominikaner von einem Haitianer unterscheiden oder von einem Brasilianer?



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* Etwas in diese Kategorie gehört auch der Post "Ganz entspannt im Nirgendwo", s. hier.

** Uhrwurm? Hier geht's direkt zu diesem tollen Oldie: Little Eva - The Locomotion.

*** Leider uncharmant, aber auch typisch, nimmt die Fahrpreiserschleicherin das Geld der anderen gerne an, kann sich 
    aber nicht zu einem aufwändigen Wort wie "Danke" entschließen und bleibt schlicht stumm. Mir (der auch bei 
    gesteuert hat) bleibt da immer ein Nachgeschmack, wohingegen einem Dominikaner das für gewöhnlich nichts aus 
    macht.

**** Man bedenke aber bitte immer die Umstände und wähle ich Zweifel die höflichere Variante ("Usted" usw.) - ich 
    appelliere an den gesunden Menschenverstand.

*5* Ob das unfreundlich gemeint ist, bleibt unklar, auch ob sich das Wort nicht nur auf US-Amerikaner bezieht. Die 
    dominikanischen Meinungen gehen da aus einander. Mir egal, alle wissen, wer gemeint ist.




Gebt dem Mann eine Zigarre!


Die Zigarrenmanufaktur La Aurora



Wie bereits in der letzten Woche erwähnt, will ich meinen lieben Lesern* diese Woche einmal die älteste Zigarrenmanufaktur/-fabrik der RD mit dem klangvollen Namen "La Aurora" - Die Morgenröte - in Santiago de Los Treinta Caballeros vor stellen.



Ein Besuch derselben ist mir von dominikanischen Bekannten wärmstens empfohlen worden und das ganz zu Recht. Aber sehen Sie selbst.

Die Fabrik liegt ziemlich außerhalb Santiagos in der Zona Franca (Freihandelszone) "Tamboril"("Tamburinchen"). Man erreicht sie relativ einfach, wenngleich mit etwas Fahrzeit, per Carro Público (Ruta "T") über die Carretera Santiago, KM 5, und ist also keinesfalls auf eine organisierte Tour an gewiesen.




Alles geht herrlich einfach und unbürokratisch - einfach hin fahren, am Tor Bescheid geben und los geht's. Keine Anmeldung, kein sonstiges Theater, nicht einmal Eintritt kostet es.

Rechts Impressionen vom Eingang:






Für Interessierte hier auch noch die englischsprachige La Aurora-Website.



Drinnen werde ich freundlichst empfangen und dem Führer Eugenio - "Eugen" sagt er selbst - vor gestellt. Eugenio spricht fünf Sprachen fließend, ua sehr gut Deutsch, und macht diese Führung seit 24 Jahren - und das nicht etwa (wie häufig gesehen) ableiernd, sondern mit so viel Herz und Leidenschaft, dass es auf den Besucher geradezu ab färbt. So ist man sich auch nicht zu fein, mich als einzelnen, nicht angemeldeten - und dazu nicht zahlenden - Besucher zu empfangen und mir den Betrieb vor zu stellen.

Links: Der blitzsaubere Empfangs- und Shopbereich der Tour; Mitte: Eugenio; Rechts: Die "Aurora 100 Años"


Don Eduardo -
Quelle: Eigenes Werk/ Unbekannter
Fotograf)
Etwas zur Geschichte der Fa. La Aurora: Gegründet wurde die Firma 1903 von Don Eduardo León Jimenes, der seine eigene besondere Technik des Zigarrenrollens perfektioniert hatte. "Aurora" ist damit die älteste Zigarrenfabrik der RD.

Die Fabrikräume befanden sich damals noch etwas außerhalb, wurden dann aber 1912 auf Anraten seines Bruders Herminio in die prosperierende Stadt Santiago verlegt.

Vorne: So sahen 1905 die ersten Zigarren aus





Einige Jahre später traten außerdem die Schwestern des Don Eduardo der Firma bei, die sodann als "E. León Jimens Inc." firmierte und die "Aurora"-Zigarren her stellte. Nach dem Tode des Don übernahm Don Herminio die Leitung des Betriebes, wonach sie ab den 1950er Jahre weiter übertragen wurde.
Oben: Don Guillermo - Quelle: Eigenes Werk/ unbek. Fotograf
Unten links: Erstes Werbemittel der Firma von 1927;
Mitte: Der Stammbaum der Firmenführung
Rechts: Arbeitsgeräte aus der Frühzeit der Firma


Zeitweise stand man sogar in Verbindung mit Philipp Morris (USA), jedoch trennten sich die Wege später wieder.

Heute wird der Betrieb von Don Guillermo León geführt (Foto links).


La Aurora hat derzeit 77 registrierte Zigarrenmarken/ -arten, die in 59 Länder der ganzen Welt (auch Deutschland) verkauft werden. Zu diesen Zigarren gehört unter anderem die "Aurora 100 años Belicoso", die vom US-Fachmagazin "Cigar aficionado" zur "2nd Best Cigar Of The World" gekürt wurde**.


Wie entsteht hier nun eine der Zigarren?

Fotografien einer hauseigenen Bilderwand zum Einkauf; Zur Ausbildung differenzierter Zigarrengeschmäcker
ist eine Mischung von verschiedenen Tabakblättern erforderlich
Der für die Herstellung verwendete Tabak stammt zu 80% aus der RD. Die verbleibenden 20% werden in den Amerikas, aber auch in Kamerun und Indonesien, ein gekauft und dann gepresst in Säcken hier an geliefert.

Der ankommende Tabak wird sodann entpackt, vor sortiert und befeuchtet.

Hier eine Charge Tabak aus Brasilien



Dann wird die sog. "Mittelrippe" des Tabakblattes, hier "Vena central" genannt ...


... von den "Despalilladores" (so heißen die Arbeiter, die dies erledigen) maschinell entfernt:

Unten Mitte: Die verbleibenden Mittelrippen; Unten rechts:
Danach erfolgt eine weitere Sortierung von Hand nach Farbabstufungen

Sehr nett: Für die gute Laune läuft durchgängig Musik:




Auch gut: Anders - oder genau wie - man erwarten würde, gilt natürlich "striktes" (man bedenke aber, wir befinden uns in der Dominikanischen Republik) Rauchverbot in der Fabrik (s. noch unten):







Die für die Einlage (s. u.) der Zigarre verwendeten Tabakblätter ("Tripas") werden sodann zur weiteren Fermentierung (was die typischen Tabakaromen erst aus bildet) eingelagert, wo sie mindestens vier Jahre, mache länger, verbleiben.

Der Tabak rechts etwa ist bereits 4 Jahre lang hier gelagert worden











Sind alle Blätter bereit, kann die Herstellung der eigentlichen Zigarre beginnen. Eine solche besteht aus einer Einlage ("Tripa"), einem Umblatt ("Capote") - beide zusammen werden in Deutschland "Wickel", hier "Empuño", genannt - und einem Deckblatt ("Capa"). Hier wird's gemacht:




So werden die Einlagen/ Wickel von den "Tabaqueros", den Zigarrenmachern, her gestellt und danach zwei Stunden lang in Form gepresst:



Fertige Empuños, aber noch ungepresst


Dass das Ganze "auf dem Schenkel einer schönen Mulattin" erfolgt, ist eine alte (Marketing-?) Mär, die vermutlich nie gestimmt hat, wie mir Eugenio erklärt. Kein Witz ist aber, dass den Tabaqueros während der Arbeit vor gelesen wird - zwar keine novelas, aber immer die tägliche Zeitung ... und das in herrlich theatralischem Ton, immer wieder unterbrochen von anheizender Musik:



Ein Qualitätsmerkmal guter Zigarren: Durch die Wicklung aus
ganzen Blättern ist die Asche so fest, dass man sie aufheben kann;
die Asche billiger Zigarren zerbröselt dagegen
Zur weiteren Info: Die hiesigen (und wohl fast alle) Zigarren werden aus sog. "schwarzem Tabak" gemacht, dessen Geschmack durch die Mischung der verschiedenen Blattsorten und die Lagerung/ Fermentierung zu Stande kommt. Der Geschmack entfaltet sich im Mundraum, weshalb Zigarren "gepafft" und nicht inhaliert werden. "Normale" Zigaretten werden hingegen schnell aus sog. "blondem" Tabak her gestellt und mit (schädlichen) Chemikalien versetzt, um den Geschmack zu erzeugen. Hinzu kommt, dass dieser Tabak vorrangig in der Lunge wirkt und daher inhaliert werden muss.


Ist der Empuño (Wickel) fertig gepresst, rollen die Tabaqueros kunstfertig die wichtige Capa (Deckblatt) darum:

Oben rechts: Altes Zigarrenhersteller-"Gesetz": Wer die Zigarren dreht, darf sie auch (umsonst) rauchen.
Mitte links: Zum Kleben wird ausschließlich natürliches Baumharz aus Deutschland verwendet.
Unten rechts: Ein sog. "Masso" - eine bestimmte Anzahl fertiger Zigarren, eingewickelt zur besseren Zählbarkeit
Allgemein: Jeder Tabaquero kann am Tag ungefähr 250 der einfacheren oder 150 der aufwändigeren Zigarren rollen,
die Herstellung von letzteren ist aber den jahrelang erfahrenen Arbeitern vor behalten.

Hier mal als Video die Umwicklung mit der Capa:


Am Rande: Die meisten der hier beschäftigten etwa 800 Arbeiter sind schon viele Jahre bei La Aurora beschäftigt. Sie werden ungewöhnlich gut sozial abgesichert, verdienen bei einer 6-Tage-Woche (Arbeit von 06:00 - 15:00 Uhr, 1 Std. Mittagspause) etwa 12.000 Peso im Monat (je nach Können und Betriebszugehörigkeit), haben 3 Wochen Urlaub im Jahr und sind über die Firma auch rentenversichert. Vor Ort ebenfalls immer wichtig: Aurora zahlt die Hälfte ihres Mittagessens und unterhält außerdem einen eigenen Bus-Shuttleservice für die Angestellten.

Überhaupt herrscht ein fabelhaftes Betriebsklima und wir kommen während der Führung gar nicht aus dem Begrüßen, Umarmen und Scherzen heraus***. Das scheint mir wie die Dominikanische Republik aus dem Lehrbuch und ich kann gut verstehen, dass die Angestellten sich sehr wohl fühlen:


Jede der besonderen Zigarren wird gesondert qualitätsgeprüft, etwa auf ihre Luftdurchlässigkeit, wofür es ein besonderes Gerät gibt (Bild rechts). Darüber hinaus werden die Chargen in einem gesonderten Raucher-Test-Zimmer Probe geraucht und die Qualität (Gewicht, Farbe, Aroma uvm) von den hauseigenen Experten noch einmal überprüft.



Dann werden die Zigarren durch Kälte desinfiziert und abermals gelagert, mindestens 4 bis 6 Monate, die Spitzenzigarren sogar noch länger, damit sie ihren besonderen Geschmack weiter ausbilden.


Ist die Lagerung beendet, werden die Zigarren von Hand aufwendig als Hingucker verpackt. Das Auge raucht halt mit.



"La Aurora Robusto Maduro"

Aktueller Top-Notch: La Aurora Preferidos "Diamond"
- toll an zu sehen und mit eben solchen Bewertungen der Fachwelt

Die mittlere Zigarrenklasse ("Ciagritos") - bei der es nicht auf die gleiche Präzision und Kunstfertigkeit wie bei den Top-Modellen an kommt - wird maschinell aus den verbleibenden Tabakblattstücken her gestellt. Die dazu verwendeten (älteren) Maschinen kommen aus Holland und Deutschland. Wie fast überall sind die Dominikaner Meister der Wartung und des Reparierens, weshalb die Maschinen immer noch gut in Schuss sind und laufen.



Danach ist hier alles getan und die Zigarren werden in alle Welt verschickt, hier zB Russland und Japan:



Schließlich kommt auch meine Tour nach über 2 Stunden (Standard sind 35 Minuten) zu einem gemütlichen Ende im Shop-Raum ... und Eugenio zu einer verdienten Pause:

Lebensgefühl eines Zigarrenrauchers

So viel Spaß und Freundlichkeit, gepaart mit Sachkunde habe ich hier bei meinen Touren schon lange nicht mehr erlebt, weshalb ich meinen lieben Lesern diese Tour - und natürlich den Genuss dieser fabelhaften Zigarren* - unbedingt ans Herz lege!




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* Es versteht sich von selbst, dass sich dieser Post nur an volljährige Leser richtet und keinesfalls Minderjährige - Finger 
   weg! - zum Rauchen verleitet werden sollen. Die üblichen Warnhinweise zu den Gesundheitsgefahren des Rauchens 
   setze ich als bekannt voraus.

** Siehe den Bericht hier.

*** Dabei ist natürlich vorteilhaft, wenn man leidlich Spanisch spricht, sich öffnet und die Dominikaner etwas kennt - 
   dann fliegen dem werten Besucher, wie vielerorts, die Herzen zu.



"Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen" (Isnogud) - II

Santiago de los Caballeros, Die Zweite



Weiter im Takt: Was gibt es noch so im Santiago der 30 Ritter?

Da hat's etwa die auffällige Brücke "Hermanos Patiño", die über den Hausfluss Yaque del Norte führt und die man überquert, wenn man vom Zentrum in den Südwesten der Stadt will.


Die Brücke erinnert wohl nicht zufällig an die Golden Gate Bridge in San Francisco. Hatte doch Anfang der 60er Jahren der schon öfters genannte geliebte Führer Trujillo diese in Anlehnung an das Vorbild in den USA erbauen lassen*, offenbar in Verkennung der Größe und Bedeutung des eigenen Landes. Immerhin ist sie noch da, scheint gut gewartet und funktioniert auch noch.



Wie schon zum Verkehr in der Stadt gesagt, ist der - etwa im Gegensatz zu bestimmten/ vielen Stellen in Santo Domingo - ganz gut organisiert, die Straßen in brauchbarem Zustand und die Ampeln werden weit gehend beachtet. Aber natürlich gibt es auch die üblichen "Tapones" ("Staus"), Rushhours und fahrerischen Eigenheiten der RD.

Anders als in anderen Städten der RD gibt es aber nicht besonders viele Motoconchos (s. diesen Post) und Guaguas. Dafür ein sehr gut funktionierendes System der Carros públicos (s. diesen Post), die auf fest gelegten Rutas zirkulieren und einen für günstige 20 Pesos (ca. 40 Eurocent) Einheitspreis mitnehmen. Wie immer sind die Bezeichnungen der Rutas für Nichteingeweihte kryptisch ("M", "F", "Z"), aber die Einwohner wissen gut Bescheid, welche Rutas man zu welchem Ziel braucht. Einfach fragen.

Die Handzeichen der Fahrer ("choferes") sind hier übrigens ziemlich klar: Finger nach oben zeigt an, dass man stadtauswärts oder am Zentrum vorbei fährt, Fingerzeig nach unten oder in mittlerer Höhe sagt, dass es "'pa dentro" ("nach innen") , also in die Stadtmitte geht. Dies kann je nach Ruta im Einzelfall aber auch schwanken. Sicher ist wie immer, dass nichts sicher ist.


Zurück zum Rundgang: In der Nähe der schon beschriebenen Fortaleza gibt es außerdem die Zweigstelle der "Universidad Autónoma de Santo Domingo", die als die Erbin der 1538 gegründeten, ersten Universität der Neuen Welt, der "Universidad Santo Tómas de Aquino", angesehen wird. Dort wird allerlei gelehrt, vorrangig Medizin.



Ein Stück weiter die Straße runter liegt die angenehm unaufdringliche Kneipe "Casa Bader". Hier gibt man sich als Werbemaßnahme einen Promi-Anstrich, allerdings so charmant unpretentiös, dass es eine Freude ist. Es sollen ua Hillary Clinton und Iulio Iglesias eingekehrt sein (s. "Beweisfoto"). Iglesias soll hier außerdem Domino gespielt haben. Meine wichtige Konter-Frage, ob er denn auch gewonnen habe, kann man aber natürlich nicht beantworten.

Der Chef des Bader ist bei meinem Eintreffen gerade beschäftigt (oben);
Unten rechts: Beweisfoto Hillary Clinton - ladylike einen tiefen Schluck direkt aus der Buddel

Oben links: Die Casa Bader rühmt sich, das kälteste Bier Santiagos zu haben - dank der antiken Kühlvorrichtungen
Oben rechts: Noch ein Starbild - wer der Stargast war, weiß ich nicht mehr; Meine mich zu erinnern, dass es ein
Sängeronkel oder Showmaster ist, kann aber auch Großmuttern gewesen sein
Unten: Man kann auch herrlich im Innenhof sitzen, wo sog. "Strand-Trauben"** wachsen (nur optisch ansprechend)

Im Parque Colón, dem Kolumbus-Park, gibt es nicht so arg viel zu sehen, aber immerhin eine nette Büste des Entdeckers, ein paar Schiffs-Kunstwerke ...


... und den angeblich ältesten Baum der RD, den/ einen Samán, der mehr als 200 Jahre auf dem Puckel haben soll:


Warten auf Baumbart und die Ents: Wie viele Schläfer mag der Samán schon gesehen haben (s. Bild rechts)?




Santiago hat - wie Santo Domingo - natürlich viele Seiten, zB gute Wohngegenden mit feinen Einkaufszentren ...










... wozu auch das Hotel/ Restaurant "Camp David" gehört. Das liegt ein ganzes Stück (ca. 10 km) außerhalb der Stadt in der Nähe der Carretera Luperón ganz toll auf einem Hügel.


Ansichten vom Hotel&Restaurant, Aussicht ...
... und ein Kundenauto Mercedes SL65 AMG 12V BiTurbo mit Fake-Nummernschild

Am Rande: Bei meiner Reiseplanung frage ich diverse Anwohner wegen der notwendigen Ruta zum Camp. Einhellig ist man felsenfest der Meinung, dass dort hin überhaupt, niemals und keinesfalls gar keine Ruta gebe. Nein, nein, nein, ich müsse sicher und in jedem Fall ein Taxi nehmen.

Mich überzeugt das nicht und ich habe - auch felsenfest - den Eindruck, dass ich da Quatsch erzählt bekomme und die sich einfach allesamt irren. Dazu bin auch nicht bereit, 600 Pesos (1 Strecke) für ein Taxi an Stelle von 20+ Pesos für ein Carro/ die Ruta aus zu geben. Also gehe ich stur zu Fuß (mit Stadtplan) zu einer Kreuzung in der Nähe der Luperón und besteige dort ein Carro Público ("Ruta G"). Wie zu erwarten, kennt weder der Fahrer noch ein Kollege das Camp - nicht einmal vom Namen. Aber wir finden gemeinsam heraus, dass eine Tankstelle in Campnähe auf seiner Ruta liegt. An dieser Tankstelle steige ich also aus, nehme einen Motoconcho und komme wohl behalten auf dem Hügel an. Mein Tipp daher: Eigenes Hirn auch bei Tipps möglichst immer ein geschaltet lassen (ich bemühe mich zumindest, auch wenn es nicht immer gelingt).

Nach oben gelockt haben mich übrigens der tolle Ausblick auf Santiago und das Cibao-Tal ...


und diverse Autos aus dem Privatbesitz des ehemaligen Diktators Trujillo (auch "Generalísimo"/ "oberster General" genannt), die die Inhaber zu sammeln scheinen und die hier im Originalzustand aus gestellt sind:

Oben: Cadillac Fleetwood '56 und Cadillac '57 aus dem Privatbesitz Trujillos
Unten links: Weitere Autos, die noch der Ausstellung harren
Unten rechts: Unnachahmlich dominikanisch - Stilleben mit Hochzeitstorte,
Diktatorenauto und Wischmop

Leider versäume ich es, das angeblich im hauseigenen Restaurant angebotene "Filet Generalísimo" - welch' köstliche Geschmacksverirrung! - zu probieren, da es mir vor Ort scheint, dass meine Kriegskasse nicht für das Restaurant aus gelegt ist und ich ohnehin schon arg unstandesgemäß mit Motoconcho (offensichtliche Habenichtsvariante; man denke allein mal an den SL oben) angereist bin. Vielleicht kann ich das Filet das nächste Mal kosten.


Neben den feinen Örtchen hat Santiago aber natürlich auch seine normalen Barrios, Dreckecken und Räuberhöhlen:



Eindringlich abgeraten hatte man mir insoweit von vielen Seiten, die Barrios "Cienfuegos" ("Hundertfeuer"), "La Joya" ("Das Juwel") und "Pueblo Nuevo" ("Neues Dorf") zu besuchen, da es dort "muy caliente" ("sehr heiß") im Sinne von gefährlich sei. Normalerweise beherzige ich ja solche Tipps, aber in diesem Fall erklärten mir wiederum andere Bewohner, diese Barrios seien völlig normal. Bleibt also nichts anderes, als sich selbst einmal ein Bild und eigene Meinung zu verschaffen***:

Hier zunächst Eindrücke von Cienfuegos:


Die von mir "interviewten" Bewohner sind freundlich, halten ihr Barrio aber selbst auch für nicht ungefährlich. Besonders raten sie von einem Besuch der Gegend am Kanal ab (der Leser rate einmal, auf welchem Wege ich mich da gerade befinde), wo sich die örtlichen Verbrecher bevorzugt auf hielten. Ich denke an mein Erlebnis am Faro in Santo Domingo (s. hier) und entschließe mich, diesen Rat ausnahmsweise einmal zu beherzigen.

Zusammenfassend könnte man daher wohl sagen, dass nach meinem Eindruck die Angaben der oben genannten Bedenkenträger zutreffend sind und Cienfuegos besser gemieden wird, vermutlich besonders der Kanal und das ganze Barrio in der Nacht. Macht aber wenig, da es dort auch kaum etwas zu erledigen geben dürfte.


Als nächstes folgt "La Joya". Das wirkt auf mich zwar nicht unbedingt gehoben, aber ansonsten völlig "normal" und beschaulich. Auch rät mir keiner der Anwohner von einem Besuch ab, das Barrio sei harmlos. Scheinst, dass die Abrater von außerhalb mehr wissen oder einfach Unrecht haben.




Auch "Pueblo Nuevo" - das ganz in der Nähe meines Hotels "Colonial" liegt - wirkt bei meinem Besuch nicht besonders übel und die Anwohner loben gar die Ruhe Ihres Barrios. Allerdings meine ich eine mir nicht so recht gefallende Unterströmung in der allgemeinen Stimmung wahr zu nehmen und sehe doch auch ein paar zweifelhaft wirkende Gestalten herum lungern. Ich für mich schalte daher innerlich auf "Aufmerksamkeitsstufe Gelb" und würde mir ein Herumstreunern dort in der Dunkelheit verkneifen wollen. Meine Liebste erklärt mir später dazu, dass es dort vornehmlich am Wochenende zu Schießereien käme, wenn die Einwohner an den Colmados ordentlich getrunken hätten.



Was kann man von den Erlebnissen hier vielleicht noch lernen? ZB, dass man am besten schlauen Tipps nicht ohne Weiteres vertraut. Rahmengeschichte: Im Duarte-Park spricht mich ein örtlicher Führer an (schon x-mal gehabt), schwatzt etwas, wird nach 2 Minuten mein "Amigo" und will mir verschiedene Geheimnisse der Stadt näher bringen. Alles gut und gerne, aber ich sage ihm vorab, dass meine Barschaft gering ist und ich eigentlich keine Führung brauche. Alles egal, er sagt: "¡No te preocupes!" ("Mach' Dir keine Sorgen (deswegen)!"). Genau der Satz, nach dem ich mir ERST RECHT Sorgen mache, selbst, wenn diese zuvor nur klein waren.

Ok, er ist nicht ab zu bringen. Während unserer Wanderung streut er sodann immer wieder ein, dass er arbeitsloser Lehrer sei, eine Familie habe und in seiner Freizeit Geld für ein Waisenhaus sammele. Ay, wie schön, endlich mal eine neue Geschichte. Nachtigall, ick' hör' Dir trapsen. Auf diese Flankenvorlage für sich selbst kontere ich, dass ich leider auch kein Geld habe aber hin und wieder für die Stiftung "Kuchen für Otto" spende. Was aber nicht heißt, dass ich nicht für Getränke und Speisen meiner Amigos sorge.

Er erzählt unter anderem, es sei eine gute Idee, das Museo Forel zu besuchen und das Tabakmuseum - wir selbst kommen aber nicht dazu. Mehr hierzu dann später.

Als Abschluss der Führung kommt es, wie es kommen muss: Freundlich werde ich auf die viele Arbeit hin gewiesen und um eine Spende für das Waisenhaus (wer's glaubt) gebeten. Eine Kleinigkeit von ... 30 Dollar sei da ja angemessen. Unverschämt - haben wir vielleicht 1,5 Stunden gesprochen und sind gegangen und liegt doch der Tagesverdienst eines Arbeiters vielleicht bei 400 - 500 Pesos (8 - 10 Euro). Geistig bereit gelegt hatte ich mir deshalb für 1,5 Stunden 300 Pesos (ca. 6 Euro). Da ist seine Freundlichkeit natürlich wie weg geblasen und er erklärt mir lauthals, 30 Dollar seien doch "kein Geld". Das sehe ich anders und weise bestimmt darauf hin, dass ich von Anfang an gesagt habe, dass ich nicht viel habe und bezahlen könne. Außerdem erinnere ich daran, dass er höchstselbst ja gesagt habe, ich solle mir "keine Sorgen" machen. In diese Enge getrieben wird er noch lauter und jetzt richtig gehend aggressiv - eine Reaktion, dass ich schon öfters erleben durfte. Ich frage daher abschließend gleichermaßen bestimmt, ob er die 300 will oder "nichts" bevorzugt. Er schaut - so scheint mir - ob ich Angst zeige und wer wohl der körperlich Überlegene wäre ... und bevorzugt dann die 300. Kluge Entscheidung, war ich doch schon auf eine Auseinandersetzung eingerichtet und hatte zudem vorsorglich ein Ass im Ärmel bereit gehalten, falls er sich zu einem Kräftemessen hätte entschließen wollen.

Egal, jetzt zum eigentlichen Punkt: Später (be-) suche ich noch diese Sehenswürdigkeiten, die er mir ja während der (30$-) Führung so kundig ans Herz gelegt hatte. Hier die Ergebnisse:

1. Das "Museo Folclórico de Tomás Morel" (gegr. 1962 - s. Bild rechts) ist schon seit Monaten geschlossen. Die es weiter führende Witwe soll nach Angaben der Anwohner "verrückt" geworden sein und allerlei Ausstellungsstücke verschenkt und/ oder weg geworfen haben. Pech, hatte ich es doch letztes Jahr noch im Vorbeigehen als geöffnet wahr genommen.

2. Das "Tabakmuseum" existiert ebenfalls seit Monaten nicht mehr am angegebenen Ort in der Nähe der Kathedrale. Die Touristenauskunft erklärt mir, es sei in die Fortaleza San Luis verlegt worden. Aha, schöner Quatsch, denn da komme ich gerade her ... und ein Tabakmuseum gab es da sicher nicht. Dann wisse man auch nicht, es sei eben "weg".


Wo wir gerade bei Reinfällen sind: Ein Semi-Reinfall ist der Besuch des einzigen Zoos von Santiago, der etwas außerhalb in der Nähe des Hotels Camp Davids liegt. Warum Semi-Reinfall? Beim Besuch blutet mir wahrlich das Herz in mehrerlei Hinsicht. Einmal werden die Tiere - so scheint es mir laienhaft - wenig artgerecht gehalten und es wird etwas viel Maschendrahtzaun verwendet. Dazu wirkt die Auswahl der Spezien etwas wahllos und umfasst zB zu einem nicht unerheblichen Anteil Haushühner und Schweine. Dennoch ist aber überall der gute Wille und der (klägliche) Versuch sichtbar, mit beschränkten Mitteln einen Zoo für Kinder und Familien mit schmalem Geldbeutel zu eröffnen. Auch etwas leid tun mir die Kinder, die so vielleicht ihr erstes Bild von fremder Natur erhalten, das mir doch so wenig geeignet erscheint, ein Kinderherz für unsere Mitkreaturen zu öffnen. Zur Bebilderung, was ich meine, hier einige Eindrücke:

Unten Mitte: Straußeneiverkauf (1000 Peso/Stück = ca. 20 Euro) vor Ort im Zoo; Oben links: Laut Schild ist das eine typische europ. Kuh - ich persönlich habe die mit etwas längeren Beinen in Erinnerung


Ok, sei es, wie es sei. Bleibt ja noch das hochgelobte Centro León etwas außerhalb von Santiago, das man per Carro Público über die Av. "27 de Febrero" ("Ruta T") erreicht.


Das Centro selbst hinterlässt mich nach dem Besuch zwiespältig. Es ist piekfein, sauber und überall wie geleckt. Eine richtige Perle. Eröffnet wurde es 2003 von der Unternehmensgruppe León Jimenes zum 100. Jubiläum Ihrer Zigarrenfabrik Aurora. Es bietet innen derzeit zwei toll gemachte Ausstellungen zum Leben und der Geschichte der RD sowie eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Soweit, so gut. Aber: Fotografieren ist innen verboten (wobei solche Untersagungen normalerweise nicht im Mittelpunkt meiner Beachtung stehen), man muss alle Taschen abgeben, es gibt Marken und Entrittschips und man wird auf Schritt und Tritt von Aufpassern begleitet. Mir persönlich ist das alles viel zu reglementiert und erinnert mich an ein Europa, das mir nicht fehlt: Vollklimatisierung, automatische Türen, Stille, Sterilität und "Rasen-Betreten-verboten" während in Anzüge gewandete, reserviert-höfliche Angestellte von rechts nach links hasten.


Als ich das Centro verlasse, denke ich mit Wärme im Herzen an das hässliche Entlein-Museum in der Fortaleza zurück (s. Post hier) und weiß, dass mir das dominikanische Chaos im Bachata-Takt und der übliche Wild-West-Charme unter Palmen einfach besser gefallen als blitzblanke Professionalität.


Schließlich hat Santiago außerdem noch zwei interessante Stadien zu bieten. Da wären:




Die "Arena Del Cibao" mit dem Team "Los Metros De Santiago" für Basketball, das hier "Baloncesto" heißt








und

das "Estadio Cibao", home of the Whopper ...., äh, sorry, home of the "Águilas Cibaeñas" ("Adlern des Cibao") für Baseball - das hier verspanischt allgemein "Béisbol" oder "Pelota" genannt wird.

Der Name "Águilas Cibaeñas" wurde übrigens 1937 an genommen, als man erstmals gegen die "Elefantes De San Pedro De Marcoris" ("Elefantes von San Pedro de Marcoris" - östlich von Boca Chica gelegen) antrat.

Die Águilas haben hier offenbar einen guten Ruf, werden sie doch am schon gezeigten Monumento groß geehrt, namentlich 11 bekannte "Peloteros" ("Baseballspieler") aus der Geschichte der Águilas:

Beachten Sie mal die Buchstaben links genauer

Beide Stadien decken damit zwei der in RD beliebtesten Sportarten - Baseball und Basketball - ab und zeigen meiner Meinung nach zugleich die kulturelle Nähe - sagt hier jemand frech: Hegemonie? - zu den USA.


Santiago hat auch einen Flughafen, den "Aeropuerto Internacional del Cibao" oder "Cibao International Airport", der hinter "Punta Cana" (s. hier) und "Las Américas" (Santo Domingo) der drittgrößte des Landes ist. Ich finde ihn eher unspannend und er dürfte für meine Leser nur von geringer Bedeutung sein, da er vorrangig nur aus den USA und der Karibik an geflogen wird.








Schließlich wartet Santiago auch mit der ältesten Zigarrenfabrik/ -manufaktur der RD - Name: "Aurora" - auf, die am Rande oben ja schon mal genannt wurde. Warum wird das so (unpassend?) ans Ende dieses Posts geklatscht? Weil ich diesen Besuch so gelungen und interessant finde, dass ihm meiner Meinung nach ein eigener Post ... in der nächsten Woche ... gebührt.





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* Den Namen der Brücke hatte er aber sicher nicht gewählt, bezeichnet dieser doch die 5 Brüder Patiño, die Mitte des 20.  
    Jhdts. bei dem Versuch, ihn, Trujillo, zu stürzen umkamen.

** Von Nahem sehen die "Strand-Trauben" so aus: 



*** Als Kompromiss und aus Erfahrung "vereinbare" ich mit mir selbst, zumindest keine Besuche dort in der Dunkelheit 
      zu veranstalten.