Santo Domingo, revisited (2)

3 Sehenswürdigkeiten von La capital




Hier Teil 2:


Faro a Colón


1992 hat man zu Ehren der 500jährigen Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Columbus in Santo Domingo den Leuchtturm "Faro a Colón" eingeweiht. Das in ein beeindruckender Betonklotz von ca. 240 x 34 Metern und 46 Metern Höhe, wie die folgenden Fotos erahnen lassen:






Zum Zeichen der Christianisierung wurde der Faro in einer Kreuzform gebaut. Dazu gibt es allerlei huldvolle Gravierungen, wobei mir diese besonders gut gefällt und ich mich in aller Bescheidenheit anschließen möchte:

"Gesegnet seiest Du, Amerika!"

Dieses Pyramidenprojekt wurde 1986 noch unter dem Präsidenten Balaguer (weitere Info s. novela: Metro-transportell) begonnen und gelang nur mit der Finanzhilfe anderer lateinamerikanischer Staaten. Denen zu Ehren wurde dafür die weiter unten gelegene "Rotunda" gebaut*, die aktuell aber nicht unbedingt im Mittelpunkt der Pflege zu stehen scheint:

Links: Die Rotunda - Irgendwie fühle ich mich an einen unfertigen McDonald's Drive-In erinnert; Rechts: Da stehen übrigens die Namen der Geberstaaten eingraviert
Aus unerfindlichen Gründen scheint mir die Rotunda
auch nicht Teil der üblichen touristischen Führungen
zu sein (habe sie selbst entdeckt und recherchiert)

Lästigerweise war seinerzeit der gedachte Bauplatz des Faro wohl inmitten einer Armensiedlung mit etwa 50.000 Einwohnern. Die galt es also noch fix umzusiedeln, was auch unverzüglich in Angriff genommen wurde. Da sich aber hartnäckig weitere Minderbemitteltenbauten in der Nähe hielten, baute man außerdem noch die "muro de vergüenza" ("Schamesmauer"), damit man vom Faro nicht direkt in die Elendsquartiere blicken muss. Oder umgekehrt? Ob der Name "Schamesmauer" ein offizieller ist, ließ sich nicht aufklären, dürfte aber mindestens zweifelhaft sein. So sieht sie aus:

              Wozu eine Wäschespinne, wenn man 
                             doch einen so schönen Zaun hat?                                    Die muro hat auch schon bessere Tage gesehen
                                                                                                  
Praktisch, wie die Dominikaner nun mal sind, wurden von den dankbaren Bewohnern der Armenviertel die Mauer auch gleich als Baustoffspende interpretiert (erkannt?), in Teilen abgetragen oder als Wandersatz für den eigenen Bau benutzt.


Papst Johannes Paul II. besuchte den Faro 1992 zur Einweihung. Das dabei benutzte Papamobil ist nach wie vor vor dem Faro ausgestellt:


Auch die päpstliche Robe der Einweihung wird nach wie vor im Faro aufbewahrt:



Randhistörchen:

Mein diesmaliger erster Besuch mit erheblicher Anreise erfolgt an einem Montag - dem Putztag. Auf das Finden einer der weit verbreiteten pekuniär-gestützten "Ausnahmeregelungen" verzichte ich, muss dafür aber unverrichteter Dinge wieder abziehen. Fazit und Tipp: "MdM" - Meide den Montag (wie bei vielerlei Ausstellungen etc. hier in der RD).


An einem anderen, putzfreien, Tag gelange ich dann doch noch für 100 Peso (ca. 2 Euro) Eintritt ins Innere:



Drinnen gibt es zunächst einige schöne Schiffsmodelle zu bestaunen:



Außerdem - so vermute ich - eine originalgetreue Nachbildung des Arbeitszimmers von C. Kolumbus (ist aber unbestätigt):

So echt, als ob Kolumbus es gerade eben erst verlassen hätte - toll!

Zudem gibt es eine Ausstellung, die sich vermutlich mit der Entdeckung Amerikas usw. befasst. Leider tappen die anderen Besucher und ich insoweit völlig im Dunkeln, da der Strom ausgefallen ist und der Generator der Anlage ("planta") nur für den Ventilator im Aufsichtsraum ausreichen soll (ebenfalls unbestätigt):



Übrigens soll der Faro ab und zu auch des Nachts beleuchtet sein und zwar so, dass man die in den Himmel zeigenden Lichtkegel gar "in Puerto Rico" noch sehen kann - ich habe gar mal ein Foto auf einer Postkarte** gesehen. Sehr hübsch. Allerdings kann ich mir bei der aktuellen Stromversorgungslage im Land nicht vorstellen, dass das besonders häufig geschieht. Vielleicht am Nationalfeiertag (27.02.), aber nach Obigem habe ich so meine Zweifel.


Der zentrale Punkt des Faro liegt aber in der Kreuzmitte. Da hat's auch Licht von außen:



Hier sollen die Gebeine von Christoph Kolumbus aufbewahrt sein***:





Damit verlasse ich den Faro und eines der "Standard"-Touristenziele in Santo Domingo. Sollte der werte Leser einmal vor Ort sein, darf ich anraten, den Faro a Colón ebenfalls zu beehren ... nur halt' nicht Montags und am besten, wenn auch Elektrizität vorhanden ist.


Rand- und Abschlusshistörchen:

Draußen möchte ich in die Stadt weiter, kann mich aber nicht dem dem dortigen Motoconcho einigen, der seinen Tagesumsatz aus mir heraus pressen möchte. Starrsinnig mache ich mich also zu Fuß auf den Weg, in Richtung einer vermeintlichen Guagua-Haltestelle hinter der Schamesmauer.



Ich gelange ich ein Barrio, das ich nicht kenne ... und eigentlich auch gar nicht weiter kennen lernen möchte. Alles ist merkwürdig still - zu still für die Dominikanische Republik. Die Bewohner, im Schatten sitzend, mustern mich argwöhnisch und erste Gestalten verschwinden in den Hauseingängen. Ich entschließe mich, meine Kamera hier nicht mehr heraus zu holen. Da es für eine Umkehr zu weit ist, gehe ich aber weiter.

Da mir das Ambiente dann immer weniger zusagt, bin ich inzwischen auch gewillt, dem nächstbesten (vertrauenswürdigen) Motoconcho auch jeden überhöhten Fahrpreis und ein Trinkgeld zu zahlen, wenn er mir ein weiteres Herumtappen hier erspart. Wie das aber so ist, treffe ich weder einen solchen noch finde ich die vermutete Haltestelle.

Plötzlich nähert sich von hinten auch noch ein Motorrad - was ich besonders wenig mag, da ich (hier) gerne weiß, was sich in meinem Rücken tut.

Auf dem Moped findet sich zu meiner Überraschung jedoch eine Polizistin der Politur, die mich ins Barrio hat gehen sehen und mir (auf eigene Kosten!) nachgefahren ist, um mich da heraus zu holen. Sozusagen "Deus ex machina". Sie teilt mir mit, dass ich keine Ahnung hätte, wo ich mich da gerade hinein bewege - womit sie recht hat.

Nach ihren Angaben hätten Leben und Eigentum in diesem Fleckchen nicht denselben Stellenwert wie anderswo, weshalb sie selbst sich dort ohne Not auch nicht bewege. Sie rät dringend ab, meinen Fußmarsch fort zu setzen und bietet mir freundlich an, mit ihr und dem Concho zurück in Richtung Faro zu fahren, was ich gerne annehme.


Dazu: Immer gut, wenn man sich an seine eigenen Tipps nicht hält (s. post: "Schrecklich schön - La Capital" zu den barrios). Der werte Leser möge dies bitte besser machen.






__________________

* Damit aber nicht genug: Am Faro werden verschiedentlich auch die Fahnen der Geberstaaten gehisst.

** Ich habe beim Fotografen übrigens angefragt, ob ich das Foto der Beleuchtung in den blog aufnehmen könne. Das 
   wurde abgelehnt, da der blog "auch hässliche Seiten" (der RD) zeige. Selbstverständlich respektiere ich diese 
   Ablehnung des Urhebers zu 100%, kann sie gar etwas verstehen. Trotzdem erlaube mir, das als "Auszeichnung" einer 
   halbwegs realistischen Berichterstattung zu interpretieren.

*** Leider wird dieser weihevolle Gedanke durch die empörende Haltung Madrids/ Spanien etwas gestört, wo man  
   behauptet, ebenfalls im Besitz der Gebeine von Kolumbus zu sein.



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