Kraut & Rüben (II)


Besondere Gaumenfreuden und Essgewohnheiten der RD




Heute möchte ich meinen Lesern gerne zwei weitere typische Leckerli der RD vorstellen.


Empanadas


Die Dominikaner frühstücken generell nicht so gerne "süß", sondern auf eigene Art. Ein wichtiger Teil des morgendlichen fast-food sind "empanadas", die zumeist an kleinen Ständen am Straßenrand für ungefähr 25 Peso (ca. 50 Eurocent) pro Stück verkauft werden.















Empanadas sind Teigstücke, die zusammen geklappt und dann gefüllt werden, etwa mit Gemüse, Hühnchen, Käse oder Ei ... oder auch allem zusammen. Da die Dominikaner allgemein auch nicht gerne Scharfes essen, darf man sich diesen Snack geschmacklich nicht etwa mexikanisch-feurig oder ähnlich pikant vorstellen.



Diese Stücke werden dann vor Ort frittiert:



Nebenbei: Die Fritteusen bzw. deren Öfen sind oft ingeniöse und günstige Konstruktionen aus alten Autofelgen und Metallschrott, die mit mobiler Gasflasche beheizt werden:



Einzig das Küchenambiente ist vielleicht nicht in jedem Fall jedermanns Sache:



So ungefähr sieht dann eine fertige Empanada aus. Da man sich immer Sorgen um die kalorische Dichte macht, werden die Empanadas auf häufigen Wunsch noch mit Ketchup und Mayonnaise abgerundet und verfeinert:



Die Empanadas sind sehr lecker und schön mundgerecht, allerdings als echte Mahlzeit etwas wenig (man braucht mehrere, um wirklich satt zu werden) und für den europäischen Geschmack vielleicht ein ungewöhnliches Frühstück. Verpassen sollte man sie trotzdem nicht.



Pica Pollo

Auch das Abendessen der Dominikaner fällt zumeist anders aus als das europäische. So wird Brot nicht als "wirkliches Essen" betrachtet (so auch nicht Früchte). Lieber isst man vielfach ein sog. "pica pollo", also "frittiertes Hähnchen" oder "pollo" (Grillhähnchen).

Das kauft man in kleinen Imbissbuden, sog. "comedores" (wörtlich eigentlich "Esszimmern"):

Kein "Pica"-Pollo im engeren Sinn, aber nah dran und gleich beliebt: Grillhähnchen*

Wieder mal ist der Grill eine schlaue Konstruktion aus einem alten Ölfass -
sozusagen der dominikanische Weber-Grill

Vielfach gehören die comedores Chinesen, so zB der Stamm-Imbiss meines Vertrauens in BC:


Aus der Theke lachen einen die bereits vorbereiteten Hähnchenstücke an:



Wählen kann man dabei zwischen "pechuga" (Bruststück), "ala" (Flügel) und "mu(s)lo" (Schenkel). Wer nicht gerne an den Federviehknochen rumnagt (so wie ich) bestellt "pechurina", also panierte und frittierte Brustfilets.

Als Sättigungsbeilage gibt's zumeist "tostones" (frittierte Kochbananenstücke/ links im obigen Bild), "arroz blanco" (Reis), "Moro" (Reis mit Bohnen) oder "papas fritas" (Pommes frites). Kostenpunkt für zwei Stücke pica pollo mit Beilage sind ca. 80 Pesos (ca. 1,60 Euro).

Das ganze wird zumeist zur Mitnahme in attraktive aufgeschäumte Kunststoffpackungen (in Europa vermutlich seit 30 Jahren gemeinsam mit dem Asbest ausgestorben, aber fabelhaft funktionierend) verpackt, ...



... mit ordentlich Salz bestreut und schließlich ebenfalls mit Ketchup abgerundet:

Der fertige Happen: Pica Pollo mit Tostones und Ketchup (hier vor Ort gesprochen: "Catchu")

Einschub:

Mitunter sind die Chinesen hier vor Ort noch recht traditionell ...

Der große Vorsitzende wacht, wenngleich etwas schief, über die Geschäfte

Zu meiner ewigen Erheiterung wird außerdem in den chin. comedores häufig nebenbei noch allerlei anderes verkauft, zum Beispiel diverse Stärkungstonika unklarer, wahrscheinlich südostasiatischer, Provenienz**:

Den werbewirksamen Namen finde ich köstlich***

Aber zurück zum Pica Pollo. Auch der ist lecker und sollte mal vom geneigten Besucher verkostet werden. Näher kann man einer "Pommesbude in der Karibik" wohl kaum kommen.


Das Ende vom Lied ist aber, dass viele Dominikaner durch diese kalorienbeladene Fritteusenernährung - meines Erachtens - deutlich zu dick sind****:



Meine Meinung zum Grund der Verfettung wird jedoch von vielen örtlichen Hobby-Ökotrophologen nicht geteilt. Wortreich erläutert man mir immer wieder im Brustton der Überzeugung, dass nicht die vielen Kalorien und die dauernde Aufnahme der Fett-Kohlehydratmischung die Ursache seien. Nein, nein - Schuld seien vielmehr (wörtlich) "Reis und Brot", die, abends gegessen, unweigerlich zu "einem dicken Bauch" führten. Vielleicht haben sie ja Recht ... am besten frage ich dazu nächstes Mal den Storch, wenn er wieder ein Kindlein durch den Schornstein bringt.


________________
freie Übers.:"Lecker Hähnchen - Hier wird's gemacht, hier schmeckt es besser"

** Nein, Sie haben keinen Knick in der Optik! Schwärzungen und Blur hier ebenfalls aus Gründen des Jugendschutzes in 
    das Foto eingefügt. Die sehr offenherzige Auslage im Original ist - selbstverständlich - unzensiert. Da stört sich hier 
    kein Mensch dran.

*** Die Packung macht noch andere - hier nicht vorzeigbare - Versprechungen zur den diversen positiven Auswirkungen 
    der Einnahme. Die anderen Mittelchen heißen übrigens zB "African Man"(!), "Viejito" ("Alterchen" - das finde ich 
    weniger zum Kauf reizend) oder tragen gleich reine Mandarin-Beschriftungen.

**** Der Fairness halber sei aber angemerkt, dass Fülligkeit dem generellen Schönheitsideal hier eher entspricht als 
   Schlankheit, vermutlich in Anlehnung daran, dass Beleibtheit Wohlstand bedeutet, was in einem tendenziell armen 
   Land natürlich einen höheren Stellenwert als etwa in Deutschland hat.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.