Flauschig-lauschig im Stundenhotel


Stelldichein in der Cabaña



Eine erwähnenswerte Besonderheit der RD sind auch die cabañas. Das sind zumeist befahrbare Kurzzeithotels, die 24 Stunden geöffnet haben und ganz besonders zweckoptimiert sind. Lust auf einen Abstecher ins Dämmerlicht?

"Cabaña" bezeichnet eigentlich ein schilfgedecktes, offenes Holzhäuschen und soll hier vermutlich eine traute Atmosphäre am Busen (pun intended) der Natur suggerieren. Damit haben die heutigen cabañas aber ungefähr genau so viel zu tun wie ein Saunaclub mit einem Schrebergarten.

Eine der ersten Cabañas der RD: Villa España in SD Este

Entstanden sind die heute üblichen Cabañas etwa in den 70er Jahren, da die vorher gleichermaßen genutzten Hotels nicht mehr verschwiegen genug waren, gerade in Anbetracht der in der RD weit verbreiteten Tendenz - andere sagen: Seuche - zu Klatsch & Tratsch ("Chismoso").

Die Cabañas dienen nämlich weit überwiegend dem Zweck, diskret mit der Begleitung seiner Wahl - die oftmals nicht der Ehepartner sein dürfte - ungestört und sicher ein paar heimelige Stunden in besonderer Atmosphäre zu verbringen.


Dazu funktionieren die Cabañas nach einem ausgetüfelten System. Um das kennen zu lernen, begeben wir uns einmal in das "Las Vegas" der cabañas, nach San Isidro* in Santo Domingo. Hier reihen sich an einer Straße ca. 20 solcher Burgen an einander:





Wenn man bedenkt, dass diese im Durchschnitt jeweils 35 - 75 Zimmer haben und San Isidro lang nicht alle Cabañas von Santo Domingo beherbergt, wird ansatzweise klar, wie groß das Geschäft sein muss und wie zu getan die Dominikaner dieser Art von Freizeitgestaltung sein dürften.


Darüber hinaus gibt es Cabañas überall in der RD, mindestens eine auch in nahezu jedem kleinen Landkaff. Es handelt sich also mit Nichten um eine städterische Verirrung.


Will man nun in einer Cabaña einkehren, fahre man mit Begleitung in seinem PKW, vorzugsweise mit verdunkelten Scheiben, dort hinein, und zwar in eine der freien Garagen. Grundsätzlich kann man natürlich auch zu Fuß, mit Moped oder Taxi kommen, wenn Diskretion nicht so wichtig ist.

Cabañaeinfahrt: Erinnert mich lose an eine Reihenhaussiedlung

Dort kann man dann ungesehen aussteigen und das Garagenrolltor herunter lassen. Durch eine Tür gelangt man dann direkt in das innere Sanctum.

Links: Frei, rechts: ... schon belegt

Die Art und Austattung der Zimmer können je nach Geschmack und Geldbeutel gewählt werden, zB mit Jacuzzi, TV-Erwachsenenunterhaltung oder Lichteffekten. Hier einige Eindrücke:



Nicht gerade, was man von einem Land der dritten Welt(+) erwarten würde, oder?

Aus der Innenausstattung:

Links: Jacuzzi mit ... Tanzstange
Rechts oben: "Neue Leitung - Kabelfernsehen, Warmwasser (!),
digitaler Musikempfang, "Hygiene ist unsere Priorität"**
Rechts mittig: Neuer Fernsehsessel?
- Nein! - Pflichtinventar "Silla erótica" ("erotischer Stuhl")
... mit Schild für Gebrauchsvorschläge (rechts unten)***

Die weniger Erotik verbreitende Aussicht in einem
günstigeren Zimmer. Dafür weiß der
 Kunde immerhin genau Bescheid ...

Man lasse sich aber nicht trügen, denn der Standard kann auch deutlich, deutlich unterhalb desjenigen der oberen Bilder liegen, etwa, wenn man in Nähe einer Amüsiermeile eine Kurzzeitbleibe sucht. Dann ist das Wort Cabaña mitunter wörtlicher zu nehmen und die Unterkunft nähert sich vom Komfort her eher einem Gartenhäuschen an.


Die Kosten Aufenthalt liegen allgemein von ungefähr 280 Pesos (ca. 5,60 Euro für zwei Stunden) über ca. 1.000 Peso (ca. 20 Euro für zwei Stunden) bis hin zu "oben offen" (das teuerste, das ich selbst gesehen habe, waren 2.800 Peso - ca. 56 Euro - für 2 Stunden für im Top-Zimmer). Natürlich kann man immer beliebig viele Stunden buchen.


Der Clou nun: In den Zimmern gibt es eine blickdichte Klappe, durch die man(n) bezahlt und außerdem Verschiedenes bestellen kann, etwa Essen und Getränke. Auch Handtücher und andere Utensilien, etwa solche der Ehehygiene, reicht das Haus durch die Luke herein. So ist sicher gestellt, dass nicht einmal das Personal weiß, wer sich in dem Zimmer befindet. Diskretion pur.

Rechts: Man kennt die Tricks ... "Keine Kartenzahlung - nur Bargeld"

Am Rande: Natürlich hat jede Cabaña aber gewisse Sicherheitsvorkehrungen und stellt sicher, dass man nicht  als Abschiedsgruss das Inventar ausräumt oder eine Leiche zurück lässt.



Zum Abschluss steigt man dann wieder in seinen Wagen (den mit den verdunkelten Scheiben), öffnet das Garagentor und schwebt von dannen. So bleibt denn nur:


"Was er mit mir tat,
das soll nie jemand
erfahren, außer er und ich
und ein kleines Vöglein,
tandaradei,
das kann wohl verschwiegen sein."

(Walther von der Vogelweide - "Under der linden")




____________________

* Einige Bilder stammen auch aus der Cabaña-Meile nahe La Haina und wurden zur Abrundung beigefügt.


** Ich habe auch Cabañas gesehen, die mit Twitter- und YouTube-Anbindung werben ... wofür auch immer man das da 
    brauchen sollte.

*** Jugendschutz (sei Dank?) bekommt der werte Leser die "Gebrauchsvorschläge" und andere auch nur leicht Nacktheit 
    zeigende Bilder als Kompromiss zwischen meiner Kunstfreiheit und dem Jugendschutz so (= bis zur nahezu 
    vollständigen Unkenntlichkeit verschwommen) serviert. Ich kann Minderjährige leider nicht trennen oder vom Blog 
    ausschließen, so dass ich mich zur Vermeidung juristischer Komplikationen zu diesem Kompromiss gezwungen sehe.


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